Ein Rückblick ...
Zu den allerersten Vorfahren gehörte wohl auch ein schießfreudiger Pastor. Ob jedoch Hochwürden die Flinte wirklich angelegt hat, wissen wir nicht. Fest steht jedenfalls, dass die Ferndorfer Schützen samt Dorfgeistlichem im Aerarii-Register des Amtes Krombach und Ferndorf von 1637 zum ersten Mal amtlich erwähnt wurden. Viele Jahre später hört man erneut etwas von einer Ferndorfer Schützengemeinschaft. 1877 ist sie erstmals als Schützenverein genannt, ab 1884 vernimmt man allerdings nichts mehr von ihr. Es vergehen wieder Jahrzehnte bis der Schießsport in Ferndorf einen erneuten Frühling erlebt. Auf Initative der Ferndorfer Jäger wird am 13. September 1952 der Schützenverein "Hubertus" gegründet.
Bei der Geburtsstunde sah es nicht rosig aus
Außer 27 Mitgliedern und einem im Krieg total verwüsteten Schießstand besaß der junge Verein zunächst schier überhaupt nichts. Doch mit viel Optimismus und intensivem persönlichen Einsatz eines jeden einzelnen konnte dieser Notstand bald beseitigt werden. Bereits eine Woche nach der Gründung begannen die Instandsetzungsarbeiten am Schießstand hinter der Mühle. Preisschießen wurden veranstaltet, von deren finanziellem Überschuß Gewehre, Vereinsfahne und so weiter gekauft werden konnten. Schon ein Jahr später war man in der Lage, das erste Schützenfest in Ferndorf zu feiern.


Um 18.24 Uhr war der Vogel endlich runter
Unter Trommelwirbel und mit Marschmusik zogen die Schützen in weißer Hose, grünem Jacket und einem grünen Hut mit flotter Feder zum Schießstand hinter der Mühle. Nachdem Schützenoberst Wilhelm Aurand die Schießregeln bekannt gegeben hatte, legte als erster Bürgermeister Schreiber den Karabiner an. Nach der hochoffiziellen Eröffnung, schossen die Schützen dann, was ihre Feuerbüchsen hergaben. Exakt um 18.24 Uhr passierte es. Herbert Demandt erwischte den Vogel und wurde erster Schützenkönig in Ferndorf


Bombenstimmung beim ersten Schützenfest
Der Festzug am Sonntag wurde für Herbert den 1. und seine Gattin ein wahrer Triumphzug. Hunderte von Ferndorfern säumten die Straßen und umjubelten die von einem schwarzen und einem weißen Pony gezogene Königskutsche. Es war, so berichten die Niederschriften, ein Fest, das am besten durch folgendes Chronikzitat wiedergegeben wird: Viele gingen mit tief ergriffenem Herzen nach Hause, die Gewissheit zurücklassend, daß unser junger Verein manchen Freund und Gönner gewonnen hatte."


Jedesmal wieder ein Höhepunkt
Die Frische und der Schwung des ersten Schützenfestes blieb den Ferndorfern die folgenden Jahre hindurch zunächst erhalten. Das Schützenfest, das in Zusammenarbeit mit den anderen Ortsvereinen gestaltet wurde, bildete fast jedes Jahr den Festhöhepunkt auf dem Sportplatz neben der Schule.


Mit der grünen" Minna " zu unvergesslichen Abenden
Es war schon eine dolle Zeit, als man noch in der grünen "Minna", einem fensterlosen alten DKW-Bus der Fa. Otto Meier, die Nachbarvereine besuchte und in der eigenen Schützenhalle unvergeßliche Abende erlebte. Denn mittlerweile besaßen die Ferndorfer Schützen ein eigenes Zuhause. Unter vielen Mühen hatten sie eine ehemalige Arbeitsdienstbaracke, gestiftet von Dr. Reimer, zu einem Schützenheim umgebaut. Doch nur wenige Zeit konnten die Schießfreunde im eigenen Bau ihre Schützengemeinschaft pflegen. Am Ostermontag 1960 brannte das Schützenheim komplett ab. Man mußte wieder von vorne beginnen.


Bald gab es eine neue Schützenhalle
Vier Jahre später konnte die zweite Schützenhalle eingeweiht werden. Diesmal wesentlich größer, massiver und komfortabler gebaut, bot sie nicht nur dem
Schützenverein ein Zuhause. Nach der verheerenden Sturmnacht 1965, in der auch die Halle beschädigt wurde, zogen vorübergehend einige österreichische Holzfäller in die Schützenhalle ein, die ihnen für mehrere Wochen als Unterkunft diente.


Ab 1962 nur noch im kleineren Kreise
Mit dem Neubau der Halle beschlossen die Ferndorfer Schützen, auch ihr Schützenfest zu verändern. Ab 1962 feierte man wegen des zu großen finanziellen Risikos das Fest nur noch in kleinem Rahmen. Zwar war die Zeit der großen Festlichkeiten mit den unvergessenen Musikkapellen "Altenhof", "Marburger Jäger" und dem Heeresmusikkorps der Bundeswehr aus Koblenz abgelaufen, so hieß dieses jedoch nicht, daß man weniger intensiv feierte. Nach wie vor fand der Winterball, das Schießen rund um den Kindelsberg, sowie andere Gemeinschaftsveranstaltungen statt.


Das Geheimnis um den "Jauche-Vogel"
Aber nicht nur feiern konnten und können die Ferndorfer Schützenbrüder. Das
Eigentliche, der Schießsport, steht immer noch an erster Stelle. Gute Resultate
auf Kreis- und Bezirksebene zeigen, daß sowohl die Jung- als auch die Seniorenschützen schießsportlich durchaus fit sind. Doch noch immer sind wohl das begehrteste Zielobjekt der König- und Kaiservogel, zumal diese fast 25 Jahre ein "gewisses" Geheimnis umgab. Friedrich Knester, der die Vögel jedesmal von Hand fertigte, soll sie nämlich nach einem "mysteriösen" Spezialverfahren hergestellt haben. Man erzählt, das Holz für das Schützenfedervieh habe er nach jedem Schützenfest sofort in Jauche gelegt, mit dem Ziel, für den "Begehrten" eine besondere Festigkeit zu erlangen. Vielleicht gerade deshalb hat es so mancher Vogel ziemlich lange auf der Stange ausgehalten bis ihn doch endlich der "tödliche" Schuß traf ... In diesem Jahr zum 50. Mal !